(lsn / rana) - "Ich nehme den Preis für Zivilcourage sehr gern entgegen. Aber ich nehme ihn stellvertretend für die vielen Jenaerinnen und Jenaer, die sich aktiv den Neonazis entgegenstellen“", sagte Dr. Albrecht Schröter gestern in Berlin. Dem Jenaer Oberbürgermeister wurde dort am gestrigen Donnerstag der "Preis für die Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus" verliehen. Den Preis stiftete der Förderkreis "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Lea Rosh, die Vorstandsvorsitzende des Förderkreisvereins, und Lala Süßkind, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, überreichten den Preis, der zum nunmehr zweiten Mal im Rahmen des Charity-Dinners im Hotel Adlon vergeben wurde. "In Jenas Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter haben wir einen sehr würdigen Preistträger gefunden", sagte Lea Rosh gestern (auf dem Foto oben rechts neben Dr. Schröter; link: Lala Süsskind, rechte: Jean-Claude Juncker).
Auf Anfrage während der Pressekonferenz zu den jüngst bekannt gewordenen Verbrechen von Rechtsradikalen, die aus Jena stammen, sagte Albrecht Schröter: "Alle reden über die Rechten, aber kaum jemand darüber, was es für einen in den letzten Jahren gewachsenen starken Widerstand gegen den Rechtsextremismus gibt." Mit dem Preis wird das Engagement Albrecht Schröters gegen Rechtsextremismus gewürdigt.
"Dr. Schröter setzt sich bereits seit Jahren gegen Neonazismus ein, hat die Initiative ‘Kommunen gegen Rechtsextremismus’ ins Leben gerufen und wird immer wieder selbst aktiv gegen öffentliche Auftritte von Neonazis, etwa durch die Teilnahme an Sitzblockaden", heißt es in der Erklärung des Förderkreises zur Preisvergabe. Jenas Oberbürgermeister engagiert sich beim Bündnis "Dresden Nazifrei", reist als engagierter Fürsprecher für Sitzblockaden gegen Neonazis durch die Republik und unterstützt Massenblockaden, durch die rechtsextreme Aufzüge erfolgreich verhindert werden.
Die Verleihung des Preises ist im Übrigen nur eine der vielfältigen Aktivitäten des Förderkreises, der damit einen wirksamen Beitrag "zur Erinnerung und Mahnung an die Ermordung europäischer Juden während der Naziherrschaft, zur Förderung demokratischer Gesinnung, zu allgemeiner politischer Bildung, zur Völkerverständigung, zum Schutz von Minderheiten sowie zur Abwehr von Diskriminierungen, insbesondere von Juden" leisten möchte. 2010 erhielt die Auszeichnung ein Bad Saarower Hoteldirektor, der gegen den NPD-Chef ein Hausverbot verhängte.
Außerdem wurden am gestrigen Abend in Berlin mehr als 1800 neue "Gedenkblätter" für die ermordeten Juden an den Gesandten der Botschaft Israels überreicht. Diese werden in die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gebracht, wo seit 1953 Zeugenblätte über Opfer des Holocaust gesammelt werden. Die Tischrede hierzu hielt, im Beisein des Jenaer Oberbürgermeisters, Jean-Claude Juncker, der Premierminister von Luxemburg und seit 2005 Chef der Euro-Gruppe (Foto links), der Schröter auch als Erster zur Verleihung des Preises für Zivilcourage gratulierte.
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