(lsn) - Ein weiterer mutmaßlicher Unterstützer der Terrorzelle "NSU" ist heute früh im Erzgebirgskreis festgenommen worden. Er werde beschuldigt in zwei Fällen die terroristische Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" unterstützt zu haben. Das teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.
Der 36-jährige Matthias D. sei an seinem Wohnort im Erzgebirgskreis (Sachsen) durch ein Sondereinsatzkommando des LKA Sachsen festgenommen worden, heißt es. Zudem durchsuchten Beamte des Bundeskriminalamts mit Unterstützung sächsischer Polizeikräfte in diesem Landkreis drei Wohnungen, darunter die des Beschuldigten und die von Mandy S., einer weiteren möglichen Unterstützerin. Beide sollen Mitglieder der gefürchteten "Brigade Ost" gewesen sein, meldete SPIEGEL-Online.
Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, in zwei Fällen die terroristische Vereinigung "NSU" unterstützt zu haben. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen bildeten die am 4. November 2011 verstorbenen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos gemeinsam mit der Beschuldigten Beate Zschäpe die terroristische Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund". Zweck der Vereinigung sei es, so der Bundesanwalt, vor allem gewesen, aus einer fremden- und staatsfeindlichen Gesinnung heraus Mitbürger ausländischer Herkunft und Repräsentanten staatlicher Hoheitsgewalt zu töten. Durch die Taten wollte die sogenannte Zwickauer Zelle ein Klima der Angst und Verunsicherung in weiten Teilen der Bevölkerung schaffen.
Die Gruppierung soll in den Jahren 2000 bis 2006 neun Morde an Mitbürgern türkischer und griechischer Herkunft (sogenannte Ceska-Morde) und den Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn vom 25. April 2007 verübt haben. Zudem ist sie möglicherweise für die Sprengstoffanschläge vom 19. Januar 2001 und vom 9. Juni 2004 in Köln verantwortlich.
Um den Finanzbedarf der Vereinigung zu decken, sollen ihre Mitglieder Banken überfallen haben.
Der Beschuldigte Matthias D. soll die Ziele des "NSU" und die rechtsextremistische Einstellung seiner Mitglieder geteilt haben. Die terroristischen Verbrechen der Vereinigung soll er zumindest billigend in Kauf genommen haben. Er ist dringend verdächtig, den Mitgliedern des "NSU" zwei Wohnungen in Zwickau als dauerhafte Unterkunft überlassen zu haben.
Eine Wohnung soll er im Mai 2001 angemietet haben, die andere im März 2008. Um keinen Verdacht zu erregen, soll er ab Juni 2003 mit Uwe Böhnhardt Untermietverträge auf einen Aliasnamen des "NSU"-Mitglieds geschlossen haben. Auch soll sich Beate Zschäpe im Untergrund unter dem Decknamen "Susann Dienelt" als die Schwester von Matthias D. ausgegeben haben (ebenso verwendete Zschäpe den Decknamen "Mandy Struck")
Matthias D. soll durch seine Vorgehensweise die Zwickauer Zelle darin unterstützt haben, ein Leben unter falscher Identität zu führen und unentdeckt Terroranschläge verüben zu können. Der Beschuldigte soll unverzüglich dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der ihm den Haftbefehl eröffnen wird.
Damit sind neben Beate Zschäpe mit Holger G., André E., Ralf Wohleben und Matthias D. inzwischen bereits fünf Mitglieder bzw. mutmaßliche Unterstützer der rechten Terrorzelle in Untersuchungshaft. derzeit stehen neun weitere Personen im Visier der Ermittler, sieben davon teilweise mit sehr konkreten Verdachtsmomenten, wie das ARD-Magazin FAKT diese Woche und der Tagesspiegel-am-Sonntag sowie der SPIEGEL heute berichteten. Beim BKA geht man inoffiziell sogar von einem Kern der Mitwisser aus, welcher bis zu dreißig Personen umfassen soll.
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