Mittwoch, 14. Dezember 2011

"GalaxSea" bleibt geschlossen bis Mitte 2012: Millionenschaden für die Stadt Jena durch Schließung wegen "Pfusch am Bau"

(radioJena / lsn) - Der Badebereich des Freizeitbades "GalaxSea" bleibt viel länger geschlossen, als zunächst angenommen, denn die Reparatur des statisch unsicheren Bäderdachs muss nach dem nun vorliegenden Gutachten wesentlich ausgedehnt werden.Der Grund: die Dachkonstruktion über dem Badbereich weist ganz erhebliche Mängel auf, wie Wolfgang Weiß, Geschäftsführer der Jenaer Bäder- und Freizeitgesellschaft, gestern der Presse erklärte. "Die allgemeinen Regeln der Bautechnik sind massiv verletzt worden", sagte Weiß und fügte an: "Die Entscheidung, das Bad im August sofort zu schließen, war richtig". Einen Termin für die Wiedereröffnung konnte Weiß jedoch nicht benennen. Man hoffe, sagte er, dass die Sanierung des Daches bis Mitte nächsten Jahre gelinge, fügte aber an "zumindest in Teilbereichen".Auch die Suche nach den Schuldigen für den "Pfusch am Bau", wie Weiß es nannte, und die Zuordnung der Verantwortung können dauern. Wie die OTZ berichtete stand seinerzeit schon der Bau des 25-Millionen-D-Mark-Projektes unter keinem günstigen Stern. Der erste Generalauftragnehmer ging pleite. Danach übernahm eine Jenaer Baufirma, die aber nur für die Betonarbeiten verantwortlich zeichnete. Auch eine Planungs- und Bauträgergesellschaft aus Rheinland-Pfalz weist jede Verantwortung von sich. "Der Vertrag wurde vor Abschluss der Bauarbeiten beendet", teilte die Firma auf Anfrage der OTZ mit. Nächstes Manko: nur sieben Monate nach der Eröffnung des Freizeitbades warf der damalige Geschäftsführer der Bäder- und Freizeitgesellschaft seinen Posten nach laufenden Meinungsverschiedenheiten mit der Leitung der Stadtwerke hin.

Die "juristische Gemengelage" sei daher kompliziert, sagte Stadtwerkepressesprecherin Dr. Anja Tautenhahn gestern der Presse, stellte aber für die nahe Zukunft eine Stellungnahme dazu in Aussicht. Gravierende Folgen hat die Schließung jedoch für die Beschäftigten sowie den Stadtsäckel.
Rund 30 Aushilfskräften musste bereits gekündigt werden; bei den fest angestellten Mitarbeitern konnten Kurzarbeit oder Entlassungen vermieden werden. "Die Kollegen, die direkt am Wasser arbeiten, haben noch viele Überstunden aus den Sommermonaten abzubauen", sagte Weiß gestern. Den finanziellen Schaden pro Schließtag bezifferte Weiß in der Pressekonferenz mit rund 4000 Euro. "Rechnet man den Minderverbrauch an Energie und Wasser ab, bleiben immer noch 2500 Euro", so der Bäderchef. Dies mal 365 Tage ergibt ein Defizit für die Stadt Jena in Höhe von mehr als 900.000 Euro aus entgangenen Einnahmen. Hinzu kommen die finanziell aufwendiger Reparaturarbeiten.

"Deutschlandweit haben derartige Statikmängel an jungen Gebäuden absoluten Seltenheitswert", wurde gestern der Presse mitgeteilt. Seit dem Einsturz des Daches einer Eishalle in Bad Reichenhall, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen, werde das Thema Statik bei öffentlichen Bauten aber sehr ernst genommen.

Keine Kommentare: