(lsn) - Angesichts der Meldung, die gestern die Lichtstadt erschreckte, wirkt die aktuelle Startseite der Schott Solar AG Homepage (siehe Foto oben) geradezu wie Hohn: "Solar lohnt sich" wird verkündet, von einem "Wintermärchen" ist die Rede und "Wir sind für Sie da!" heißt es. Allein der ebenfalls enthaltene Sinnspruch "Wieder eiskalt zugeschlagen" mag makaber-treffend sein.
Der internationale Technologiekonzern und Spezialglashersteller Schott gab nämlich gestern überraschend bekannt, dass es zukünftig keine Wafer-Produktion mehr in Jena geben wird. Die Schott Solar AG zieht sich aus der Produktion von Siliziumwafern für Photovoltaikmodule komplett zurück, wie es hieß. Die hiervon betroffenen 290 Mitarbeiter sollen in anderen Bereichen des Konzerns beschäftigt werden.
Dabei war erst vor wenigen Jahren im Saalepark in Jena-Nord das damalige Joint-Venture von Wacker-Schott mit großen Plänen und finanziellem Einsatz aus der Taufe gehoben worden. Straßen wurden eingezogen, damit die riesige Produktionshalle eröffnet werden konnte, doch schon nach kurzer Zeit hing der Betriebssegen schief und Wacker zog sich aus dem Projekt zurück. Fortan produzierte man in Jena als Schott Solar AG alleine weiter und hatte noch vor genau einem Jahr große Pläne, als Schott-Vorstandschef Dr. Otto Ungeheuer (Foto rechts) die Verdopplung der Produktion im Jenaer Werk verkündete.
Bis Ende März 2012 wird die Produktion in dem erst 2008 neu errichteten Werk im Jenaer Gewerbegebiet Saalepark (siehe Luftbild links / zum Vergrößern bitte anklicken) geschlossen, nachdem dort bereits seit Monaten kurzgearbeitet wurde. Schott begründet gestern das "Aus" mit dem starken Preisverfall für Wafer und Zellen auf dem Weltmarkt. "So wie schon 2009 die Preise um 47 Prozent erdrutschartig gefallen sind, hat 2011 noch einmal ein Preisverfall um 42,5 Prozent stattgefunden", erklärte es Dr. Martin Heming der Presse. Vor allem chinesische Hersteller würden Wafer und Zellen weit unter den tatsächlichen Herstellungskosten verkaufen um die Produktion für andere Hersteller unrentabel zu machen, wie Heming betonte. Und sie scheinen mit ihrem Geschäftsgebaren Erfolg zu haben: sogar Schott würde zukünftig Wafer und Zellen von ausgesuchten asiatischen Partnern erwerben, sagte Heming.
Was die Schließung für die Beschäftigen bedeutet, gab Schott-Standortchef Dr. Patrick Markschläger gestern bekannt: Die Gesamtzahl der Beschäftigten am Schott-Standort Jena wird sich mit der Schließung der Waferproduktion von 1032 auf rund 800 reduzieren. Wirtschaftsminister Matthias Machnig bezeichnete die Ankündigung der Schott AG in einem Artikel inzwischen als (Zitat) "herben Dämpfer" für den Solarstandort Thüringen. Dies sei keine Entscheidung gegen Jena sondern die Reaktion auf weltweite Überkapazitäten und den Preisverfall in der Solarbranche, sagte er und fügte in der OTZ an: "Dennoch: Die Solartechnologie wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die weltweite Energieversorgung spielen. Die Frage ist nur, ob Deutschland dann noch dabei ist oder nicht."
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