(lsn) - Die Generalbundesanwaltschaft erhält offensichtlioch seit letzter Woche von dem in Haft sitzenden mutmaßlichen Unterstützer Holger G. immer mehr Details über die Arbeit des "Nationalsozialistischen Untergrund / NSU" berichtet. Aus Quellen des BKA wurde Lichtstadt.Netz bekannt, dass G. den Generalbundesanwalt Mitte Januar 2012 gebeten haben soll, in die sog. "Kronzeugenregelung" aufgenommen zu werden.
Am 17. Januar 2012 habe G. demnach in der in der Justizvollzugsanstalt Köln umfassend ausgesagt, nachdem er bereits am 12. Januar 2012 erste wichtige Hinweise gegeben habe. Beinahe jeden Tag werden inzwischen neue Details über den "NSU" bekannt, so dass es möglich erscheint, dass Holger G. eine entsprechende Zusage des Generalbundesanwalts erhalten hat.
Wie Welt.Online heute vermeldet, hat G. inzwischen weitere Details über die Terrorzelle preisgegeben und damit Beate Zschäpe weiter belastet. Gegen Zschäpe habe sich auch hierdurch, wie Welt.Online berichtet, die Beweislage stark verdichtet. Inzwischen ist wohl eindeutig nachweisbar, dass sie Mittäterin und keine Mitläuferin gewesen sei.
Beate Zschäpe, einziges noch lebendes Mitglied der Zwickauer Terrorzelle, schweigt weiterhin, nachdem ihr die Kronzeugenregelung offensichtlich verweigert worden war. Dabei kennt wohl nur die heute 37-Jährige, die in Köln in Untersuchungshaft sitzt, die relevanten Informationen aus dem Innenleben der "NSU". Der neue Generalbundesanwalt Range, hat sich allerdings mehrfach offen gegen eine Kooperation mit Zschäpe ausgesprochen und sich nun möglicherweise für einen Deal mit Holger G. entscheiden, denn dieser sagt, wie Quellen aus dem BKA vermelden, inzwischen fast täglich vor den Ermittlungsbeamten aus.
Offiziell halten sich die Ermittler bedeckt, wenn sie zu Details ihrer Arbeit befragt werden. Nach welchem Muster haben die Rechtsterroristen die Städte ausgesucht, in denen sie neun türkisch- und griechischstämmige Kleingewerbetreibende sowie eine baden-württembergische Polizistin heimtückisch ermordet haben sollen? Hierzu erhalten Journalisten unverbindliche Antworten: "Es gibt keine belastbaren Thesen." heißt es, und: "An Spekulationen beteiligen wir uns nicht."
Dafür werden verscheidenen Medien immer wieder mit Teilen der Ermittllungsergebnisse "gefüttert". Welt.Online berichtet heute darüber, dass Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe wohl heftig über eine Flucht nach Südafrika diskutiert hätten. Die sei erst verworfen worden, weil Beate Zschäpe sich geweigert habe, Deutschland zu verlassen, so die Einschätzung der Ermittler. Der Zeitung liegt auch ein 24 Seiten starkes Dokument über die Jahre 1998 bis Ende 2001 vor, in dem es u. a. heißt (Zitat): „Während Böhnhardt und Mundlos mit dem Ziel einverstanden waren und dies auch als Daueraufenthaltsort anstrebten, beabsichtigte Zschäpe (...) sich nach der Abreise der beiden den Behörden zu stellen."
Die Ermittler gehen, offensichtlich nach den Aussagen von Holger G., inzwischen davon aus, dass die Rechtsextremisten von 1998 bis 2011 ununterbrochen über Wohnungen in Sachsen verfügten und wissen jetzt auch, wer ihnen jeweils welche Wohnung anmietete. Deshalb ist wohl auch die Ermittlungsarbeit in der vergangenen Woche auf weitere Verdächtige ausgedehnt worden.
Allerdings sind Böhnhardt, Mundlos (siehe auf dem vom BKA veröffentlichten Foto obern) und Zschäpe als Trio auch immer wieder wochenlang unterwegs gewesen, wobei sie rund 60 Fahrzeuge angemietet hatten, darunter auffällig viele Wohnmobile. Die Wohnmobile, auch das soll G. berichtet haben, seien teilweise mehrere Wochen benutzt worden. Teilweise habe das "NSU"-Trio mit einem einzigen Wohnmobil mehr als 2 000 Kilometer zurückgelegt. Auch in dem zuletzt angemieteten Wohnmobil, in dem sich Böhnhardt und Mundlos nach dem Banküberfall in Eisenach am 4. November vergangenen Jahres töteten, sei alles gefunden, was für ausgedehnte Reisen notwendig sei: Sportsachen, Unterwäsche und ein umfangreiches Sortiment an Kleidung.
Der Bundesanwaltschaft hat Beate Zschäpe zum "NSU" jegliche Aussge verweigert, hat allerdings bei ihrer ersten und bislang einzigen Aussage betont, von den Morden ihrer Freunde nichts gewusst zu haben. Böhnhardt und Mundlos seine (Zitat) "meine Familie" gewesen, doch dass die beiden Mörder und Bankräuber gewesen seien, sei ihr nicht bekannt gewesen. Deshalb hatten Zschäpes Anwälte Heer und Stahl bereits Ende vergangenen Jahres Haftbeschwerde eingelegt und dargelegt: "Erkennbar unzutreffend ist die Ermittlungshypothese, unsere Mandantin habe sich an einer terroristischen Vereinigung beteiligt". - Dies kann ein möglicher Grund dafür gewesen sein, nun mit Holger G. zu kooperieren.
Bereits mit seinen ersten brisanten Aussagen belastete G. den ebenfalls in Untersuchungshaft sitzenden, langjährigen NPD-Funktionär, Ralf Wohlleben schwer. Holger G. sagte, Wohlleben hatte ihn als Kurier benutzt, um dem Terrortrio Waffen zu überbringen. Eine Waffe sei in Gegenwart von Beate Zschäpe übergeben worden und diese habe G. dafür 3.000 Euro gegeben.
Holger G. war insoweit ein "alter Vertrauter" des Trios, als dass er vor deren Untertauchen mit Wohlleben, Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos die elitäre "Kameradschaft Jena" bildete, der nur noch ein weiteres Mitglied angehörte: Andre K., der aber zwischenzeitlich in Ungnade gefallen war, weil er Geld, das für das Trio gesammelt worden war, offensichtlich veruntreut hatte.
Es könnte also tatsächlich sein, dass sich die Beweislage zu Beate Zschäpe inzwischen - auch durch die Aussagen von Holger G. - stark verdichtet hat. Es spreche, so zitiert Welt.Online aus den Ermittlungsakten, nun alles dafür (Zitat) "dass die Beschuldigte fest in den NSU eingebunden war". Zschäpe habe "innerhalb des Trios eine bedeutende Rolle gespielt".
Auch sind offensichtlich, so berichten weitere Quellen aus dem BKA, auf zwei Bekenner-DVDs, die nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos in Leipzig und Eisenach in die Post gegeben und verschickt worden waren (und auf denen sich der "NSU" mit seinen Taten brüstete), DNA-Spuren von Zschäpe nachgewiesen worden.
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