(otz) - Am nächsten Sonntag findet zwar die Wahl des neuen Bundespräsidenten statt, viele Jenaerinnen und Jenenser interessiert aber ein Termin am Sonntag in sechs Wochen viel mehr: Die Wahl des neuen Jenaer Oberbürgermeisters.
Das Kennenlernen der Kandidaten um das Amt des Oberbürgermeisters war Ziel einer von der OTZ und dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft/BVMW veranstalteten Diskussion, die von OTZ-Chefredakteur Lutz Prager geleitet wurde (siehe Foto oben), am vergangenen Freitag im Jembo-Park. Die anstehenden Bauvorhaben am Inselplatz und am Ernst-Abbe-Sportfeld kristallisierten sich dabei als besonders interessante Fragen heraus.
Dass der Bau des Uni-Campus auf dem Inselplatz benötigt wird, unterstützten alle Kandidaten. "Es gibt eine große Übereinstimmung im Stadtrat. Der Bau des Campus ist dringend notwendig", sagte Amtsinhaber Dr. Albrecht Schröter . Auf einen Studienplatz hier in Jena kämen 1,9 Studenten. Der bundesdeutsche Durchschnitt liege dagegen bei 1,6 Studenten. CDU-Kandidat Prof. Dietmar Schuchardt sieht in dem Bauvorhaben eine (Zitat) "einmalige Gelegenheit", denn die Universitöt sei derzeit über die Innenstadt zerstreut. Durch die Errichtung eines Campus würden andere Uni-Einrichtungen frei, die beispielsweise als neuer Wohnraum zur Verfügung stünden, so Schuchardt.
Wenn sich der Bau städtebaulich gut einfügen wwerde, dann unterstützt ihn auch Landtagsabgeordnete Dr. Gudrun Lukin , die als Kandidaten der Linken zur Wahl antritt (siehe Foto links mit Prof. Schuchardt und Dr. Nitzsche). Damit im Zusammenhang stünde aber eine vernünftige Wohnbebauung für Studenten, so Dr. Lukin. Auch Dr. Thomas Nitzsche von der FDP sieht in dem Bau eine "historische Chance". Wichtig sei ihm, so Nitzsche, dieses möglichst zeitnah umzusetzen.
"Das Raumproblem an der Uni ist größer als das Wohnproblem", meinte dagegen Denis Peisker von Bündis 90/Grüne. Die Zustände in den Vorlesungen seien nicht mehr akzeptabel. So sprach auch er sein eindeutiges "Ja" zum Campus aus. Der von den freien Wählern sowie der Piratenpartei unterstützte Kandidat Andreas Mehlich sieht mehr Handlungsbedarf im Bereich des studentischen Wohnens außerhalb der Lichtstadt. "Städte wie Kahla müssen deshalb wiederbelebt werden", sagte er.
Kontroverser diskutiert wurde da schon der Bau einer Multifunktionsarena im Ernst-Abbe-Sportfeld. "Es steht außer Frage, dass das aktuelle Stadion sanierungsbedürftig ist", eröffnete Dr. Schröter (auf dem Foto rechts mit Andreas Mehlich und Denis Peiser) dieses Thema. Eine potenzielle Arena werde jedoch nicht primär für den Fußball gebaut, sondern im Inneren der neu zu errichtenden Tribüne stehe ein Tagungsraum für bis zu 1000 Personen auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung. Der Anteil an Sport müsse laut der Förderrichtlinien unter 50 Prozent liegen. Denis Peisker gab die hohen Kosten zu Bedenken: "Ich glaube, dass mit 35 Millionen Euro das Ende der Investitionssumme noch nicht erreicht ist." Ursprünglich seien ja sogar nur 22 Millionen Euro geplant gewesen.
Dass zunächst ein tragfähiges Betreiberkonzept her müsse, dafür sprachen sich alle Kandidaten aus. "Und es muss eine Lösung für die Leichtathletik gefunden werden", gab Prof. Schuchardt zu bedenken. Gudrun Lukin dachte laut darüber nach, was es wohl bedeuten könne, wenn es, wie geplant, gleich zwei Arenen in nur 60 Kilometern Entfernung geben würde, also sowohl in Erfurt als auch Jena. Vielleicht stelle sich schnell heraus, dass eine von beiden nicht wirklich benötigt werde.
Eine OB-Kandidatin fehlte bei der Diskussion im Jembo-Park: Heike Seise konnte der Einladung leider aus terminlichen Gründen nicht Folge leisten, so dass ihre Meinung zu den angesprochenen Themen offen blieben musste.
1 Kommentar:
...aus terminlichen Gründen...? Richtig ist: ...wegen dienstlicher Pflichten... und das war bekannt! Für mich steht die Frage, ob man sich mit diesem Termin einer unbequemen Kandidatin entledigen wollte? Hat man etwa vor mir Angst?...
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