(lsn / fsu) - Wie Diskriminierung und Menschenverachtung einen hochgebildeten Wissenschaftler in eine Außenseiterrolle drängen und ein Leben zerstören können, dafür steht beispielhaft Emil Klein (Foto links). Am 7. März 1873 im böhmischen Reichenberg (heute: Liberec/Tschechien) als Kind deutsch-jüdischer Eltern geboren, studierte Klein Medizin an der Deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag und schloss dieses Studium mit Staatsexamen und Promotion ab.
Nur wenige Monate war Emil Klein im Allgemeinen Krankenhaus in Prag tätig, setzte dann aber seine Ausbildung in Berlin fort. Bereits in dieser Zeit galt sein wachsendes Interesse der "Naturheilkunde". 1923 wurde Emil Klein auf Bemühen der Thüringer Landesregierung zum Professor für Naturheilverfahren und Direktor der Poliklinik für Naturheilverfahren an die Universität Jena berufen. Dagegen gab es Widerstand großer Teile des Lehrkörpers, die der Schulmedizin den Vorzug gaben, und nicht zuletzt aus der erstarkenden Jenaer NSDAP, die gegen die Berufung eines "Juden" opponierte.
Klein geriet in eine Außenseiterrolle, die ihm während seiner zehnjährigen Tätigkeit an der Universität Jena ein ständiger Begleiter sein sollte. Deutlich wird dies auch daran, dass seine Familie weiterhin in Berlin lebte, Klein sich also in Jena nie recht heimisch fühlte. Dennoch studierten seine Söhne Steffen-Ernst und Thomas Medizin und fanden eine Anstellung als Assistenzärzte an der Jenaer Universität. Doch die mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 eingeführten neuen Gesetze führten zur Entlassung und Verfolgung von Universitätsangehörigen aus politischen, rassischen und konfessionellen Gründen. Auch Klein und seine Söhne betraf dies. Makabererweise musste Klein selber seinen Söhnen am 5. April 1933 in seiner Funktion als Direktor der Universitäts-Poliklinik für Naturheilverfahren die Beurlaubung überreichen. Die Söhne protestierten, wurden aber am 30. September 1933 aus rassischen Gründen rechtswirksam entlassen. Ihr Vater erhielt seine Beurlaubung am 28. April und wurde wegen seiner jüdischen Herkunft am 1. Oktober 1933 in den Ruhestand versetzt.
Stück um Stück wurde der Aktionsradius des Akademikers Emil Klein in Jena verkleinert. So wohnte er zunächst in der Johann-Friedrich-Straße 10, ab 1927 Am Fürstengraben in der Hausnr. 6, wo ab 1939 die NSDAP-Kreisleitung saß, während Emil Klein bereits ab 1935 sein Domizil in die Westendstraße 1 verlegen musste.
Klein führte ab 1934 seine eigene Privatklinik in der Hindenburgstraße 17 (heute Am Steiger 17), deren Wirken immer weiter beschnitten wurde. Am 23. Juli 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Antonie nach der Verhaftung in Berlin in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo seine Frau starb. Klein überlebte, aber krank, gebrochen und inzwischen verarmt. Die Universität bemühte sich um Rehabilitierung und unterstützte ihn finanziell, was Klein über die größte Not hinweghalf. Er starb am 21. Mai 1950 in Weimar. Bestattet ist Emil Klein auf dem Jüdischen Friedhof in Erfurt (siehe rechts seinen Grabstein).
Stück um Stück wurde der Aktionsradius des Akademikers Emil Klein in Jena verkleinert. So wohnte er zunächst in der Johann-Friedrich-Straße 10, ab 1927 Am Fürstengraben in der Hausnr. 6, wo ab 1939 die NSDAP-Kreisleitung saß, während Emil Klein bereits ab 1935 sein Domizil in die Westendstraße 1 verlegen musste.
Klein führte ab 1934 seine eigene Privatklinik in der Hindenburgstraße 17 (heute Am Steiger 17), deren Wirken immer weiter beschnitten wurde. Am 23. Juli 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Antonie nach der Verhaftung in Berlin in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo seine Frau starb. Klein überlebte, aber krank, gebrochen und inzwischen verarmt. Die Universität bemühte sich um Rehabilitierung und unterstützte ihn finanziell, was Klein über die größte Not hinweghalf. Er starb am 21. Mai 1950 in Weimar. Bestattet ist Emil Klein auf dem Jüdischen Friedhof in Erfurt (siehe rechts seinen Grabstein).
Dieses jüdischen Mediziners und Wissenschaftlers gedachte die Friedrich-Schiller-Universität Jena am heutigen Montag um 11 Uhr 00 mit der feierlichen Enthüllung einer Ehrentafel. Sie ist am Fürstengraben 6 am heutigen Theologicum angebracht. Die Tafel, die von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität finanziert wird, weist somit nicht nur auf einen herausragenden Wissenschaftler der Universität hin. Sie ist zugleich ein Stück Wiedergutmachung und Aufarbeitung der eigenen Universitätsgeschichte. Begründet wurde die Jenaer Tradition der Ehrentafeln im Jahr 1858 anlässlich des 300. Jubiläums der Jenaer Universität. Damals wurden zunächst 204 Tafeln aufgehängt, zahlreiche weitere folgten in den nächsten Jahren. Die Universität und die Stadt führen diese Tradition bis heute fort.
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