Sie skandieren Nazi-Parolen, vertreiben ein Brettspiel, in dem Juden vergast werden, bauen Bomben. 1998 fliehen sie vor der Polizei, verschwinden nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus unserem Blick. Bis zum 4. November 2011. Ab diesem Tag erfährt die ganze Welt, was Jahre lang scheinbar unentdeckt blieb: Unter dem Namen "Nationalsozialistischer Untergrund" zogen die drei Terroristen aus Jena mordend und raubend durch das ganze Land. Knapp ein Jahr nach dem Aufdecken des NSU sind nur wenige Fragen beantwortet. Unzählige neue kommen nahezu täglich hinzu. Erschreckend: Auch viele ihrer mutmaßlichen Unterstützer kamen aus Jena, organisierten rechte Musikfeste, lebten teilweise bis zuletzt mitten unter uns.
Im Rahmen einer Tagung wird der Runde Tisch für Demokratie der Stadt Jena gemeinsam mit seinen Akteuren aus der Zivilgesellschaft und ihren Bündnissen, seinen Vertretern aus Wissenschaft, Kirche und städtischer Verwaltung heute ab 10 Uhr die Aufarbeitung vorantreiben. Aus Sicht handelnder Akteure sollen die Entwicklung des Neonazismus und der Widerstand gegen die extreme Rechte einer kritischen Prüfung unterzogen werden.
"SIE KAMEN VON HIER" heißt die Tagung und in Videopräsentationen, einem Erfahrungsaustausch zu den Entwicklungsphasen des Neonazismus aber auch des Widerstandes gegen die extreme Rechte, einem Workshop mit sechs Arbeitsgruppen (sowie je 2 ReferentInnen) und einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema "22 Jahre Widerstand gegen die extreme Rechte - Was heißt das Gestern für Heute?" geht es heute auch um beklemmende Fragen.

Einen Tag später, am Sonntag, den 14. Oktober 2012 sendet ZONO Radio Jena ab 20 Uhr noch einmal das literarisch-musikalische Programm "Sternzeichen Sündenbock" von Heinz Rudolf Kunze aus dem Jahre 1991 u. a. mit diesem Text. - Waren wir wirklich einmal so blind-tolerant gegenüber den Nazis in unserer Stadt oder sind wir es vielleicht immer noch? Auch darum geht es heute im Rahmen der Veranstaltung.
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