Samstag, 13. Oktober 2012

"SIE KAMEN VON HIER": Der Runde Tisch lädt heute zu einer Tagung - Podiumsdiskussion wird live im Radio übertragen!

(lsn) - Jena vor zwanzig Jahren: Hier wachsen drei Jugendliche auf, ihre extrem rechte Gesinnung ist stadtbekannt, mehrfach treten sie strafrechtlich in Erscheinung und ihre menschenverabscheuende Einstellung halten sie nicht hinter dem Berg: Uwe Mundlos, Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt.

Sie skandieren Nazi-Parolen, vertreiben ein Brettspiel, in dem Juden vergast werden, bauen Bomben. 1998 fliehen sie vor der Polizei, verschwinden nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus unserem Blick. Bis zum 4. November 2011. Ab diesem Tag erfährt die ganze Welt, was Jahre lang scheinbar unentdeckt blieb: Unter dem Namen "Nationalsozialistischer Untergrund" zogen die drei Terroristen aus Jena mordend und raubend durch das ganze Land. Knapp ein Jahr nach dem Aufdecken des NSU sind nur wenige Fragen beantwortet. Unzählige neue kommen nahezu täglich hinzu. Erschreckend: Auch viele ihrer mutmaßlichen Unterstützer kamen aus Jena, organisierten rechte Musikfeste, lebten teilweise bis zuletzt mitten unter uns.

Im Rahmen einer Tagung wird der Runde Tisch für Demokratie der Stadt Jena gemeinsam mit seinen Akteuren aus der Zivilgesellschaft und ihren Bündnissen, seinen Vertretern aus Wissenschaft, Kirche und städtischer Verwaltung heute ab 10 Uhr die Aufarbeitung vorantreiben. Aus Sicht handelnder Akteure sollen die Entwicklung des Neonazismus und der Widerstand gegen die extreme Rechte einer kritischen Prüfung unterzogen werden.

"SIE KAMEN VON HIER" heißt die Tagung und in Videopräsentationen, einem Erfahrungsaustausch zu den Entwicklungsphasen des Neonazismus aber auch des Widerstandes gegen die extreme Rechte, einem Workshop mit sechs Arbeitsgruppen (sowie je 2 ReferentInnen) und einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema "22 Jahre Widerstand gegen die extreme Rechte - Was heißt das Gestern für Heute?" geht es heute auch um beklemmende Fragen.

Los geht es ab 10 Uhr im Hörsaal 6 der Friedrich-Schiller-Universität Jena am Ernst-Abbe-Platz 3. Die Webseite zur Tagung findet man HIER. Der Offene Hörfunkkanel Jena überträgt die Podiumsdiskussion heute Nachmittag live ab 17 Uhr auf UKW 103,4 Mhz, im Kabelnetz auf 107,9 Mhz und im Internet. Zu hören ist sie auch über den Webplayer von ZONO Radio Jena, dessen Sendungen man auch auf iPhone, iPad oder Android-Geräten live hören kann.

Einen Tag später, am Sonntag, den 14. Oktober 2012 sendet ZONO Radio Jena ab 20 Uhr noch einmal das literarisch-musikalische Programm "Sternzeichen Sündenbock" von Heinz Rudolf Kunze aus dem Jahre 1991 u. a. mit diesem Text. - Waren wir wirklich einmal so blind-tolerant gegenüber den Nazis in unserer Stadt oder sind wir es vielleicht immer noch? Auch darum geht es heute im Rahmen der Veranstaltung.

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