Samstag, 13. Oktober 2012

Terrorzelle "NSU" länger im Visier des Verfassungsschutzes als bislang bekannt - Zeitung berichtet von zehn Jahre dauernder Abhörmaßnahme

(lsn / welt) - Die rechtsextreme Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU" und deren Umfeld waren möglicherweise wesentlich länger im Visier des Verfassungsschutzes als bisher bekannt. Die sächsischen Sicherheitsbehörden hätten eine im Mai 2000 begonnene Abhöraktion gegen die aus Jena stammenden Rechtsextremisten erst im November 2010 förmlich abgeschlossen.

So berichtet es jedenfalls die Zeitung "Welt" in ihrer heutigen Ausgabe und unter Berufung auf geheime Akten des sächsischen Verfassungsschutzes. Inzwischen zeichnet sich ab, dass der Prozess gegen Beate Zschäpe (Foto links) in München stattfinden wird. Der "NSU" war im vergangenen November nach einem Banküberfall im thüringischen Eisenach aufgeflogen. Zschäpe ist die einzige Überlebende des Trios: Sie stellte sich damals der Polizei, ihre mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt töteten sich am 4. November 2011 selbst.

Der sächsische Verfassungsschutz soll die drei Terroristen unter dem Codenamen "Terzett" über Jahre im Blick gehabt haben, berichtete die "Welt" heute. Bereits in dem Antrag für die Überwachung des Trios im Jahr 2000 seien Struktur und Ziel der Gruppe überraschend genau vorweggenommen worden. So heißt es darin (so meldet es die "Welt"): "Die Betroffenen stehen im Verdacht, Mitglieder einer Vereinigung zum Begehen von Straftaten gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und schwerer rechtsextremistischer Straftaten zu sein und drei flüchtige Straftäter in der Illegalität zu unterstützen".

Wie es in der Zeitung heißt, habe sich die Abhöraktion damals gegen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt (siehe Foto oben) und Beate Zschäpe gerichtet sowie gegen drei nun im "NSU"-Verfahren beschuldigte Helfer (= Thomas St., Mandy Struck und Jan We.) und einen weitere Person. Noch ein Jahr vor der Enttarnung seien Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt als gefährlich eingestuft worden.

Keine Kommentare: