Samstag, 23. Februar 2013

"Alles nur ein Zufall?": Laut einem Bericht des FOCUS soll der Jenaer André Kapke nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos Beate Zschäpe informiert haben!

(lsn / focus) - Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verfolgt derzeit, einem Bericht des Nachrichtenmagazins FOCUS zufolge, einen neuen Verdacht im Zusammenhang mit der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU".

Im Rahmen der Ermittlungen rund um den Überfall auf eine Sparkasse in Eisenach am 4. November 2011 in Eisenach vermuten Fahnder, dass der Jenaer Neonazi André Kapke die "NSU"-Mitglieder Böhnhardt und Mundlos nach und in Eisenach begleitet hat. Kapke soll es demnach gewesen sein, der Beate Zschäpe nach dem Selbstmord der beiden Terroristen an jenem Tag informiert habe.

Dem FOCUS-Bericht zufolge wurde Kapkes Kfz kürzlich durchsucht und ein Handy sowie mehrere Unterlagen beschlagnahmt. Laut dem derzeitiger Ermittlungsergebnis der Bundesanwaltschaft habe sich ein Handy mit der auf André Kapke registrierten Handynummer an jenem 4. November 2011 zwischen 13 Uhr 54 und 14 Uhr 06 in einer Mobilfunkzelle nahe des Wohnmobils in Stregda bei Eisenach eingewählt, in das die "NSU"-Mitglieder Uwe Böhnhard und Uwe Mundlos nach ihrem Überfall geflüchtet waren (siehe oben das Foto eines baugleichen Fahzeugs).

Der Tod der beiden Männer ist für 12 Uhr 05 an diesem Tag dokumentiert. Mit seinem Handy, so der FOCUS, soll Kapke zwar keinen Telefonanruf getätigt, dafür aber eine Internetverbindung zu Zschäpe hergestellt haben. Es bestehe deshalb der Verdacht, dass er es war, der Beate Zschäpe über die Situation in Eisenach informiert habe, heißt es in dem Bericht, der heute vorab veröffentlicht worden war. In unserer Serie "INSIDE NSU" kann man nachlesen, was Beate Zschäpe in Zwickau an diesem 4. November 2011 zwischen 12 Uhr 05 und 14 Uhr gemacht hat.

Kurz nach 12 Uhr surft sie im Internet bei Google, sucht um 12 Uhe 24 nach "Bild 03.11.", dann die Internetseite von "Sachsen Radio" (= 12 Uhr 43), schließlich die Seite von "Greenpeace" (=13 Uhr 07). Kurz danach geht sie auf die Peta-Website und informiert sich "gegen Pelze" (= 13 Uhr 13) und schließlich ruft sie um 13 Uhr 26 die Seite der "Biobauern Zwickau" auf. Kurz vor 14 Uhr soll, dem neuen Bericht zufolge, Kapke ihr die Nachricht vom Tode ihrer beiden Freunde Uwe Mundlos und UWe Böhnhardt übermittelt haben.

In der folgenden Stunde "wickelt sie die Wohnung ab", wie es Fahnder des BKA ausdrücken. Zschäpe holt die Umschläge mit den DVDs, die sie später verschicken wird, aus dem Wohnungstresor und dazu noch etwas Bargeld. Außerdem trägt sie ihre beiden Katzen in deren Katzenkörbe und stellt alles in den Wohnungsflur bereit. Dann nimmt sie einen 5-Liter-Benzinkanister, der für den Fall der Fälle in der Wohnung bereitsteht, setzt sich vor das Radio und wartet mit dem Handy in der Hand. Gegen 15 Uhr 08 gibt es in der Wohnung im ersten Stock der Frühlingsstraße 26 in Zwickau eine Verpuffung, nachdem Zschäpe in allen Zimmern Benzin verschüttet und die Wohnung anschließend in Brand gesetzt hatte (Foto links).

Der Jenaer Anwalt, Hendrik Lippold, der André Kapke vertritt, geht allerdings davon aus, dass sich die Vorwürfe gegen seinen Mandanten nicht erhärten lassen werden. Dem FOCUS gegenüber sagte Lippold, die fragliche Mobilfunkzelle läge nahe an der Autobahn A 4, auf der sein Mandant an diesem Tag unterwegs gewesen war. Der zeitliche Zusammenhang nach dem Selbstmord der Terroristen und dem Anzünden der "NSU"-Wohnung in Zwickau durch Zschäpe sowie der Handykontakt genau in dieser Zeit sei nicht mehr als ein Zufall.

Auch die Bundesanwaltschaft geht derzeit nicht von einer Mittäterschaft Kapkes im "NSU" aus. Der Verdächtige sei wegen des Anfangsverdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verhört, aber nicht festgenommen worden, heißt es und konkret: "Ermittlungen deuten (...) auf einen unverfänglichen Grund für den Aufenthalt des Beschuldigten in dieser Funkzelle hin und haben den Tatverdacht mithin relativiert."

Kapke war vor dem Untertauchen von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe im Jahre 1998 Mitglied in der sechsköpfigen "Kameradschaft Jena" gewesen. Die beiden weiteren ehemaligen Mitglieder, Ralf Wohlleben und Holger Gerlach, stehen ab April zusammen mit Beate Zschäpe in München im "NSU"-Prozess vor Gericht.

Keine Kommentare: