Dienstag, 26. Februar 2013

"Neuer Verdacht gegen Jenaer Neonazi": Untersuchungsausschuss-Mitglied sagt: "Der 'NSU* war ein Netzwerk, keine Terror-Zelle"

(lsn / dielinke) - Nach Informationen eines Magazins FOCUS steht der Jenaer Neonazi André Kapke (Foto rechts) im Verdacht, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 04.11.2011 bei deren Überfall auf eine Sparkasse in Eisenach begleitet zu haben. Zudem ist er verdächtig, Beate Zschäpe über den Tod der "NSU"-Terroristen informiert zu haben.

"Das wäre eine jähe Wende für alle, die in den letzten Monaten die These von der abgeschotteten Zelle 'NSU' behaupteten und Fragen nach möglicher Tatbeteiligung bzw. -vorbereitung weiterer Neonazis strikt von sich wiesen", sagte nun Martina Renner, Obfrau der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Untersuchungsausschuss (Foto), in einer Presseerklärung.

Frau Renner weiter: "Mit Blick auf die Vernetzung der drei Untergetauchten in bundesweite Strukturen der militanten Szene aus Anti-Antifa, Blood ans Honour und brauner 'Kameradenhilfe' war für uns immer klar: Der 'NSU' ist ein Netzwerk, es gab Unterstützung, Wissen und Nutznießer in der neonazistischen Szene". 

Damit schließt sich für die Linksfraktion die Frage nach Verbindungen in heute bestehende neonazistische Gruppierungen an. Insbesondere für den Untersuchungsausschuss, der auch das Entstehen des "NSU" aus den Thüringer und Jenaer Neonazistrukturen untersucht, ergeben sich neue Fragen.

So werde immer deutlicher, dass sich Ende der 90er Jahre eine Gruppe in Jena herausbildete, die nicht nur über Möglichkeiten für illegale Waffen- und Sprengstoffbeschaffung verfügte, sondern ideologisch motiviert für sich den Weg des Terrors bewusst eröffnete, erklärte Martine Rennen nun. "Vor dem Hintergrund der mit Spitzeln durchsetzten rechten Szene, auch in Jena, wird immer fragwürdiger, warum die Sicherheitsbehörden, insbesondere das Landesamt, von dieser Entwicklung nichts mit bekommen haben wollen", betonte die Abgeordnete.

Renner verweist zudem darauf, dass sich an mehreren Stellen in den Berichten der V-Leute Hinweise auf André Kapke finden. Dieser gehörte zu einem der zentralen Beobachtungsobjekte des Landesamtes. Sofern die Informationen der Medien stimmen, muss angenommen werden, dass Kapke all die Jahre Kontakt zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt unterhielt. Dies wird daran deutlich, dass von seinem Handy auf dem Mobilfunk von Zschäpe angerufen wurde. "Es gab also kein Abtauchen und keiner wusste dann mehr Bescheid, sondern die Drei waren in den ganzen Jahren Teil der militanten Szene in Jena und womöglich darüber hinaus", so rennen in der Presseerklärung.

"Die Ermittlungen, die bisher darauf zielten, eine schnelle Anklage gegen Zschäpe und weitere Terrorhelfer zu ermöglichen, müssten nun", so Renner abschließend, "weitere Neonazis als Unterstützer oder gar Tatbeteiligte in den Blick nehmen. Gestützt wird diese Annahme auch durch die Tatsache, dass Bekenner-DVDs offenkundig an mehreren Orten von Hand eingeworfen wurden."

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