Mittwoch, 16. November 2011

"Dr. jur. Kurt Tucholsky": Juristen der Universität Jena ehrten den 1935 verstorbenen Schriftsteller heute mit einer Ehrentafel am Carl-Zeiss-Platz

(fsu/lsn) - Kurt Tucholsky, der Verfasser von unzähligen Essays und politischen wie kulturellen Artikeln, aber auch Büchern wie "Rheinsberg" und "Schloß Gripsholm", wurde als streitbarer Journalist und politischer Schriftsteller weltberühmt. Doch wer wusste bis zu diesem Frühjahr schon, dass der Autor der "Weltbühne" Jura studiert hat und 1915 in Jena sogar promoviert wurde?

Im Februar 2011 wurde dann im Archiv der Universitätsbibliothek Tucholskys Promotionsakte nebst der Urkunde von Rainer Sauer wiederenteckt (siehe Foto links); Lichtstadt.Netz berichtet hierüber in mehreren Teilen ausführlich.
Studiert hatte Tucholsky in Berlin, wo er auf das Staatsexamen verzichtete. Seine Dissertation "Die Vormerkung aus § 1179 B.G.B. und ihre Wirkungen" reichte Kurt Tucholsky jedoch Anfang August 1913 an der Universität Jena ein. Sie wurde zunächst durch den Dekan Prof. Dr. Heinrich Lehmann als ungenügend erachtet und deshalb zurückgewiesen. Der cand. iur. Tucholsky überarbeitete die Schrift und reichte sie erneut ein. Nach mündlicher Prüfung in Anwesenheit von Prof. Eduard Rosenthal erhielt er im November 1914 das Prädikat "cum laude" und Anfang 1915 seinen Doktortitel nebst Urkunde (siehe Foto unten).

Auf Vorschlag der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde Kurt Tucholsky nun mit einer Ehrentafel geehrt (Foto oben: Der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FSU, Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Günter Jerouschek, mit der Gedenktafel für Kurt Tucholsky). Die Initiative ging vom ehemaligen Dekan der Fakultät Prof. Dr. Dr. h. c. Eberhard Eichenhofer aus, finanzielle Unterstützung kam von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Jena.

"Tucholsky war ein großer Journalist und Schriftsteller, der auch den Juristen den Spiegel vorgehalten hat", sagte Prof. Eichenhofer heute. Die Dissertation des später berühmten Schriftstellers sei eine solide Arbeit über eine klassisch zivilrechtliche Fragestellung: Es geht darin um die Frage, ob eine Vormerkung zur Sicherung eines schuldrechtlichen Anspruchs auf Löschung eines dinglichen Rechts (Wohnrecht, Grundschuld oder Hypothek) in das Grundbuch eingetragen werden kann, erläuterte Eichenhofer.

Die Ehrentafel für Kurt Tucholsky hat seit heute, dem 16. November 2011, ihren Platz am Eingang zum Hörsaal 2 am Uni-Campus in der Carl-Zeiß-Straße 3 gefunden, der von den Juristen regelmäßig genutzt wird. Begründet wurde die Jenaer Tradition der Ehrentafeln im Jahr 1858. Seinerzeit wurde eine "Commission" unter Leitung des Mathematikers Karl Julius Traugott Hermann Schaeffer aktiv. Das Gremium hängte anlässlich des 300. Jubiläums der Jenaer Universität zunächst 204 Tafeln, zahlreiche weitere folgten in den nächsten Jahren. Die Universität führt diese Tradition bis heute fort.

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