(lsn) - Je mehr im Fall des "Nationalsozialistischen Untergrunds" von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe (oben die Fahndungsfotos aus dem Jahre 1998) an das Tageslicht und Interesse der deutschen wie der internationalen Öffentlichkeit gerät, destö öfter wird in diesem Zusammenhang der Name "JENA" genannt.
"Braunes Zentrum an der Saale", war in der WELT zu lesen, vom "Terrortrio aus Jena" berichtete z. B. das ZDF und "eine völlig neue Qualität rechtsextremistischer Gewalt, die in Jena ihren Ursprung nahm" berichtete der FOCUS. - Wie hoch ist also der Imageschaden, den die Lichtstadt durch die brutalen Taten und schreckliche Gesinnung der drei Terrorverdächtigen nimmt?
Am nächsten Freitag wird dem Jenaer Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter in Berlin
der diesjährigen "Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus" verliehen, den der Förderkreis "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" ihm für sein jahrelanges Engagement gegen Neonazismus verleiht. Bei dieser Gelegenheit wird und muss Schröter erklären, wie es in Jena um den "unterschätzten braunen Terror" (so titelte es der SPIEGEL) steht. Und die Antwort wird viele überraschen: besser als man im Moment über Jena denkt.
Denn Jena WAR zu Zeiten, als die CDU das Bundesland allein regierte in der Tat ein Zentrum rechter Gesinnung und rechter Gewalt gegen Andersdenkende und Ausländer; teilweise infiltriert vom Verfassungsschutz, jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse...ganz im Gegenteil, wie man jetzt weiß. Die rechte Szene sei damals "sehr militant und gewalttätig" gewesen, sagte Katharina König nun dem SPIEGEL. König weiter: "Das Alltagsleben damals war bedroht, wenn man sich als 'Andersdenkender' zu erkennen gegeben hat". Neonazis seien zu dieser Zeit mit Waffen, Schreckschusspistolen und Baseballschlägern durch die Stadt marschiert; das Gewaltpotential sei sehr hoch gewesen, wird König im SPIEGEL zitiert
Aber schon vor 15 Jahren engagierte sich in Jena die breite Bevölkerung gegen den braunen Sumpf, ging immer wieder auf die Straße, wenn ein "Fest der Völker" anstand oder NPD-Veranstaltungen. In Jena hat man, was auch der Preis für Schröter zeigt, eine lange Tradition der Wehrhaftigkeit gegen rechtsnationale Gesinnung und Gewalt. In der Lichtstadt lässt man nicht zu, man wehrt ab, wenn man schon den Anfängen nicht wehren konnte.
Die Affäre um den Jenaer Jugendpfarrer König und die Polizeibehörden aus Sachsen ist bezeichnend. Manche Jenaer fragen sich schon ganz offen, warum Sachsen in anderen Bundesländern Razzien bei Naonazi-Gegnern macht und nicht im eigenen Freistatt Razzien bei Rechtsnationalen.
Der Imageschaden für Jena durch die momentane Dauer-Nennung des Städtenamens scheint also viel weniger stark, als vielleicht zu befürchten ist. Die Marke "Jena" steht nicht FÜR rechte Gewalt und braune Gedanken, sondern DAGEGEN. Das wird man in Deutschland schnell begreifen.
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