Freitag, 2. November 2012

"Nichts dem Zufall üpberlassen": Jenas jüngster Professor hält heute seine Antrittsvorlesung an der Friedrich-Schiller-Universität

(lsn / fsu) - Der Zufall hat es Prof. Dr. Tobias Friedrich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Foto oben) angetan. Dabei liest sich der Lebenslauf des am 1. August diesen Jahres ernannten Professors für Theoretische Informatik und mit 32 Jahren jüngsten Lehrstuhlinhabers der Uni Jena wie ein gar nicht zufälliger Entwicklungsplan.

Das "Jenaer Eigengewächs", wie er sich selber nennt, hat hier sein Abitur an der Spezialschule Carl Zeiss gemacht. Während des Zivildienstes studiert er nebenbei an der Fern-Uni Hagen, so dass er im Alter von 22 Jahren einen Informatik-Master in England erhält. Im Anschluss absolviert er ein Mathe-Studium in Jena. "Ich wollte immer etwas zwischen Mathematik und Informatik machen", sagt Friedrich. So entscheidet er sich für die Theoretische Informatik und wechselt nach Saarbrücken, wo er 2007 seine Promotion abschließt. Sie beschäftigt sich mit der Bedeutung des Zufalls und beantwortet - positiv - die Frage: Brauche ich Zufall in einem Rechner? Denn Friedrich hält "die teure Ressource Zufall" - etwa in Form eines Zufallsgenerators oder in Form von Freiheiten in Algorithmen - für absolut notwendig.

Dem Thema Zufall bleibt er auch als Postdoc in Berkeley und später als Leiter einer Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken treu. Als er den Ruf der Friedrich-Schiller-Universität erhält, folgt er ihm wegen "der attraktiven Arbeitsumgebung" und "weil Jena Heimat ist" und schlägt einen weiteren Ruf an eine renommierte Uni aus.

In Jena will der Mountainbiker und passionierte Segler sich intensiv mit anderen Mathematikern, Informatikern und Physikern vernetzen - denn sein Forschungsgebiet ist inzwischen deutlich angewachsen. So gehören u. a. Schwarm-Algorithmen zu den neuen Leidenschaften des jugendlichen Professors. Derartige Algorithmen werden etwa zur Optimierung komplexer Fahrpläne eingesetzt. Doch es sind nicht diese evolutionären Schwarmverhalten an sich, die Prof. Friedrich interessieren, sondern die Frage des Warum in diesem zufälligen Prozess.

Auch mit der Optimierung von Windenergieparks hat sich der begeisternde Forscher schon auseinandergesetzt. Damit jedes Windrad optimal funktioniert, darf es nicht hinter der aufgewirbelten Luft eines "Nachbarn" stehen. Außerdem ist es für die Betreiber wichtig zu wissen, wann mit welcher Energieausbeute zu rechnen ist. So haben Friedrich und sein Team für den Zusammenhang zwischen Wetter und Energieausbeute einen Vorhersage-Algorithmus erstellt.

Ganz aktuell haben es dem jungen Forscher aber die Sozialen Netzwerke angetan, deren Informationsverteilung er berechnet hat. Wie lange es dauert, bis Informationen (fast) alle Nutzer des Netzwerks erreichen, interessiert ihn. Er konnte nachweisen, dass sich Informationen in Sozialen Netzwerken - trotz ihrer zufälligen Entstehungsgeschichte - schneller verbreiten als in anderen Netzwerkmodellen.

Doch auch hier ist es wieder die Frage nach dem Warum, die Friedrich antreibt. "Ich versuche zu verstehen", nennt er als seinen Antrieb. Ein Ziel, das er in Zukunft auch den Jenaer Studierenden nahebringen will. Bei der Frage, wie man das am besten mache, stockt der "Überflieger" das erste Mal. "Ich erzähle gerne von Dingen, die mich begeistern, und möchte das auf die Studierenden übertragen", sagt er dann und weist darauf hin, dass er nun als Professor für Theoretische Informatik genau das tun darf, was er schon immer wollte - und das ist wirklich kein Zufall.

Heute hält Prof. Dr. Tobias Friedrich seine lang erwartete Antrittsvorlesung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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