Freitag, 23. November 2012

"Wieviele Helfer hatte der Nationalsozialistische Untergrund?" und andere Fragen: Die offizielle Lesart in der Anklageschrift des Generalbundesanwalts!

(lsn / spiegelonline) - Seit rund einem Jahr ist die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU" bekannt geworden und seither weiß man in der Bundesrepublik sowie dem interessierten Ausland, wer Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sind und was sie getan haben sollen.

Heftige Spekulationen gibt es allerdings immer noch um die Beweggründe für die Mord- und Sprengstoffverbrechen und darüber, ob und ggf. wieviele Helfer der "NSU" hatte. Redakteure von "Spiegel.Online" haben sich nun die Mühe gemacht und die Anklageschrift des Generalbundesanwalts gegen Beate Zschäpe, die im Frühjahr in München vor Gericht gestellt werden soll, nach entsprechenden Hinweisen durchforstet.

1.) Entgegen der Ende 2011 kurzfristig vom Präsidenten des Bundeskriminalamts / BKA in die Öffentlichkeit getragen Annahme einer Beziehungstat (so BKA-Chef Zierke vor dem Innenausschuß des Deutschen Bundestags), sei der Mord an der Polizeimeisterin Michèle Kiesewetter in Heilbronn, so jedenfalls die Anklage, ungeplant gewesen, die Beamtin ein trauriges Zufallsopfer. In der Anklage heißt es, die Rechtsterroristen hatten "nicht sie als Person ausgewählt, sondern wollten irgendeinen Repräsentanten des verhassten Staates töten."

2.) Bereitete der "NSU" seine Anschläge mit der Hilfe von lokalen Helfern vor?

Zu dieser Frage gab es immer wieder gleichermaßen Hinweise wie Spekulationen.. Wie jedoch aus der Anklage gegen Beate Zschäpe und die vier mutmaßlichen Unterstützer des "NSU" hervorgehe, so "Spiegel.Online", bereiteten die Serienmörder ihre Anschläge sehr genau und dies alleine vor: Sie erstellten Listen potentieller Ziele (Anm.: das BKA soll insgesamt 10.116 Einträge gezählt haben), kundschafteten die Örtlichkeiten genauestens aus, fertigten Karten und Skizzen an, machten Fotos. So etwa auf einem Dortmunder Stadtplan, der relativ unbeschädigt im Brandschutt der ausgebrannten Zwickauer Wohnung von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt gefunden wurde. Dort habe es zwölf Markierungen gegeben und zwar von Parteibüros, Ladenlokalen, Kiosken, dazu Vermerke wie: "Gutes Objekt, guter Sichtschutz, sehr guter Weg von dort weg".

3.) Das zentrale Motiv des "NSU" (also entsprechend der Anklage von Böhnhardt, Mundlos UND Zschäpe) sei die Verunsicherung ausländischer Mitbürger gewesen, mit dem Anspruch "dass sie Deutschland aus Angst um ihre Sicherheit verlassen". Dies habe Generalbundesanwalt Harald Range dem "Spiegel" erklärt, schreibt "Spiegel.Online". Sämtliche Opfer seien stets zufällig ausgewählt worden, wobei die jeweils ermordete Person nicht im Vorderghrund gestanden hätte sondern die Beschaffenheit der Tatorte.


4.) Hat Beate Zschäpe (siehe auch das Embedded-Video von SPIEGEL.TV / © SPIEGEL.TV 2012 - Alle Rechte vorbehalten für die SPIEGEL TV GmbH - Ein Unternehmen der SPIEGEL-Gruppe) die zehn Morde gebilligt oder war sie sogar an Morden beteiligt?

Die Bundesanwaltschaft geht laut der Anklageschrift fest davon aus, dass Beate Zschäpe von den einzelnen Morden wusste, jedoch nicht unmittelbar an ihnen beteiligt war. Das bedeutet, weder hat sie auf die Opfer geschossen, noch bei den Morden zugesehen. Zwei Indizien belasten sie dennoch schwer: Zum einen erfolgte ein Anruf aus einer Telefonzelle in Zwickau auf ein Handy Böhnhardts in München derart zeitnah zu dem Mord am 15. Juni 2005, dass dies nur darauf hindeuten könne, so der Generalbundesanwalt, dass Beate Zschäpe das Geschehen aus der Ferne aufmerksam verfolgte. Zum anderen wird eine Zeugin benannt, die Beate Zschäpe am 9. Juni 2005 in Nürnberg in unmittelbarer Nähe des Tatortes gesehen haben will, an dem ein Opfer erschossen wurde, dies zudem kurz vor der Tatzeit.

5.) Die Anklage bestätigt außerdem die bereits der Presse bekannte Tatsache, wie die beiden Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ums Leben gekommen sind. Demnach wurde das von den beiden Männern im Rahen eines Bankraubes in Eisenach benutze Wohnmobil mit dem Kennzeichen "V-MK 1121" von einer Polizeistreife entdeckt, nachdem ein Zeuge zuvor die Polizei alarmiert hatte. Als sich Polizeibeamte dem Wohnmobil näherten, schossen entweder Böhnhardt oder Mundlos mit einer Maschinenpistole vom Typ Pieter 91 auf die Polizisten. Allerdings hatte die Waffe nach dem ersten Schuss eine Ladehemmung. Laut Anklageschrift hätten Mundlos und Böhnhardt daraufhin keine reelle Möglichkeit zur Flucht mehr gesehen, weshalb Uwe Mundlos seinen Freund mit einer Winchester-Pumpgun tötete, bevor er sich mit der gleichen Waffe selbst das Leben nahm. Zuvor legte er in dem Wohnmobil Feuer.

6.) Wie erfuhr Beate Zschäpe vom Tod ihrer Freunde und weshalb zündete sie anschließend die Wohnung in Zwickau an?

Das Abbrennen der Wohnung sollte der Verwischung von Spuren diesen, so die Anklageschrift. Allerdings gibt es in der Anklage keinen Hinweis darauf, wer Zschäpe vom Tod der Freunde unterrichtet hat oder ob sie aufgrund eines nicht eingehaltenen Informationsplans der beiden Terroristen davon ausgehen musste, dass sie nicht mehr am Leben sind.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

off the topic

Warum verschwinden hier auf Lichtstadt.news Artikel, um wiederholt aufzutauchen? Ich meine damit nicht ausdrücklich Kommentare, sondern von Herrn Rainer Sauer, KSJ und Lichtstadt.netz/.news-Verantwortlichen, verfasste Meinungen?